Archive for the 'mehr Demokratie in der Schule' Category

Entscheidungen friedvoll finden – Wildnispädagogik

Wir kennen das alle. Wie finden wir gute (die besten) Entscheidungen in Teams als Kolleg*innen, Unternehmer, Betriebsrat, Initiative, Verein, Organisation, Partei, im Parlament oder einfach unter Freunden? Wie lösen wir Konflikte, Krisen? Wie können wir gut mit Beschwerden umgehen?

Nur acht Schritte können uns helfen, friedvoll gemeinschaftlich zu entscheiden und zu wirken. Das sogenannte PROTOKOLL mit seinen acht Schritten wurde als formaler Rahmen für Entscheidungsprozesse entwickelt aus der Friedens-Tradition der nordamerikanischen Irokesen-Konföderation und wird in der Wildnispädagogik meiner Mentoren Paul Wernicke, Tim Taeger und Wieland Woesler gelebt und weitergegeben. Großen Dank dafür! Wir durften auf dem vierten Weiterbildungsmodul (3 Tage und 3 Nächte) nach dem PROTOKOLL zwei Aufgaben als kleine und große Gruppe gemeinsam lösen. Das war großartig, das war schön, feierlich und sehr, sehr verbindend. So haben wir die enorme Kraft, die das PROTOKOLL schafft, erlebt.

Daher möchte ich es weitergeben und bringe es ein in meinen Alltag, in meine Teams und meine Fortbildungen, in meine Arbeit als Coach.

Achtung: Die Weitergabe dieses Wissens besteht hauptsächlich auf einer mündlichen Tradition. Im Internet finden wir auch schriftliche Formen wie die Transkription eines Gespräches mit Tom Porter, der über den Friedensstifter erzählt. Tom Porter, der eine Art Botschafter der Haudenosaunee  ist, spricht über die Zurückhaltung seiner Älteren Leute, ihr Wissen mit der Welt zu teilen: ein Teil ihres Wissen wurde durch Schmerz und Misstrauen versehrt. (…) Das ist nur zu verständlich, denn einige von Ihnen wurden bestraft oder sogar in Gefängnisse gesteckt, weil sie ihr Wissen öffentlich ausgesprochen haben (Tom Porter am 2.5.2019, letzte Seite).

Ich vertraue auf die universelle Kraft dieses Wissens und den respektvollen Umgang mit dieser Kultur. Daher komme ich der Aufgabe des Teilens nach.

 

Das PROTOKOLL

0. wichtig (nullter Punkt) ist die Stillung aller körperlichen Bedürfnisse (Grundbedürfnisse): Sitzen, Essen, Trinken, …

1. Danksagung „die Worte vor allen Worten“ (im Gedenken daran, wir sind alle gleich, wir trinken alle das gleiche Wasser)

2. Check-In, Befindlichkeits-Runde, (dazu gibt es diverse Formen, zum Beispiel kurz eine Daumen-Runde zum körperlichen und seelischen Befinden)

3. Gibt es etwas, was zwischen uns steht? (kann auch stehen gelassen werden oder muss bearbeitet werden)

4. Jede/r nennt ihre/seine Intention für das Treffen (nicht Ziel oder Lösung, sondern seine Ausrichtung wie Treffen sollte verbindend sein, Frieden stiften, kurz sein, Einigkeit heute bringen, Arbeit gut machen, …

* Rollenverteilung jetzt oder nach Punkt 5

5. Themensammlung (was wollen wir heute besprechen)

* Rollen: Moderator, Zeithüter, Stimmungswächter (weist eventuell darauf hin, dass die Stimmung aufgeräumt werden muss), Protokollant

6. Redekreis (mit Redestab, eine/r redet, andere hören zu) zu allen Themen Austausch, Sprechen-Zuhören, kreist der Redestab solange bis alle, alles gesagt haben ( und Einigkeit hergestellt wurde.

7. Festhalten, schriftliches fixieren des Ergebnisses: der Einigkeit

8. Aufschreiben der offenen Fragen und Punkte

Achtung: Der Text ist vor allem für Erfahrene, für meine Freunde der Wildnispädagogik, die wie ich die Geschichte des Friedensstifters erzählt bekamen und die Kultur des Protokolls im Sinne der Vier Prinzipien des Friedensstifters erfahren durften. Es ist der Versuch einer Fixierung, zur Erinnerung, damit nichts verloren geht, sondern gut aufgehoben bleibt.

Die Kürze des Textes sollte so genau wie möglich sein, andere neugierig machen und er setzt auf die Kompetenzen und Resonanz der Leser, die diese kulturelle Haltung und Technik verantwortungsvoll anwenden wollen und können! Im Protokoll finden wir viele universelle Elemente, die wir aus Kommunikationtheorien und aus den Sozialwissenschaften kennen.

Das Protokoll darf nicht statisch, bürokratisch, dogmatisch angewandt werden. Es atmet Leben und Leidenschaft. Die innere Haltung ist wichtig. Es geht um den friedensschaffenden Weg der Einigung.

 

Foto: Andreas Schönefeld

Nach dem PROTOKOLL kann jede Gruppe, Gemeinschaft arbeiten.

Wenn mehrere Teams, Abteilungen, Teilgruppen für die gesamte Gemeinschaft eine Einigkeit sucht, Konflikte, Krisen, Beschwerden lösen will, Continue Reading »

No responses yet

Uns fehlt der Mut – unsere Kinder sind für den Ausbruch bereit

In diesem Sinne fordert der Kinderarzt Dr, Herbert Renz-Polster: Kindheit wagen! am Schluss seines neusten Buches „Erziehung prägt Gesinnung. Wie der weltweite Rechtsruck entstehen konnte – und wie wir ihn aufhalten können“.

Ich zitiere hier aus seinem Buch:

[…] wer will, dass es unter Menschen menschlich zugeht, muss den Menschen eine sichernde, ermutigende Kindheit zugestehen.

Für mich ist – das ist die Quintessenz meines Buches – genau das die Antwort auf den Rechtspopulismus: Kindheit wagen! Denn Kinder, die ihre Kindheit innerlich unverletzt, mit Selbstvertrauen, wachen Augen, Einfühlungsvermögen und Mut unter dem Herzen verlassen, sind widerstandsfähig – gerade gegenüber den Verlockungen des Rechtspopulismus. Allen Kindern ist eine solche Kindheit zu wünschen. (S. 263)

Foto: Andreas Schönefeld

Wenn etwas gegen Vorurteile und Ausgrenzung hilft, dann ist es die gelungene menschliche Entwicklung. Schutz vor Hass bildet sich dort, wo Kinder lernen, anderen Menschen angstfrei, empathisch und zugewandt zu begegnen. Schutz vor Hörigkeit bildet sich dort, wo Kinder mündig werden – indem sie mitsprechen dürfen, indem sie selbstbewusst und sozial kompetent werden. (S. 236)

Kinder, Ihr seid willkommen und ihr seid alle wichtig – müsste das nicht über jeder Einrichtung in großen Lettern stehen? Und müssten die Kinder dort nicht tagtäglich das erfahren: Ihr habt eine Stimme, nutzt sie! Hier seid ihr nicht ausgeliefert, hier werdet ihr nicht beschämt – wäre nicht das ein Rezept gegen die Hörigkeit und die Ängstlichkeit? (S. 264)

Wir funktionieren die Kitas zu Schulen um, weil wir glauben,

Continue Reading »

No responses yet

Zur Ethik pädagogischer Beziehungen – Reckahner Reflexionen

Kinder unhöflich behandeln? Ist das noch okay? Der Arbeitskreis Menschenrechte verfasste 2017 eine Ethik, einen Kodex für pädagogisch zulässige Beziehungen. Diese 10 Punkte sind eine gute Grundlage für Arbeiten an Konzeptionen, Fragen der pädagogischen Haltung, Kita-Verfassungen, Beschwerdeverfahren, um das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Beschwerden in persönlichen Angelegenheiten zu gewähren.

Was ethisch begründet ist

  1. Kinder und Jugendliche werden wertschätzend angesprochen und behandelt.
  2. Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte hören Kindern und Jugendlichen zu.

    Foto: Andreas Schönefeld

  3. Bei Rückmeldungen zum Lernen wird das Erreichte benannt. Auf dieser Basis werden neue Lernschritte und förderliche Unterstützung besprochen.
  4. Bei Rückmeldungen zum Verhalten werden bereits gelingende Verhaltensweisen benannt. Schritte zur guten Weiterentwicklung werden vereinbart. Die dauerhafte Zugehörigkeit aller zur Gemeinschaft wird gestärkt.
  5. Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte achten auf Interessen, Freuden, Bedürfnisse, Nöte, Schmerzen und Kummer von Kindern und Jugendlichen. Sie berücksichtigen ihre Belange und den subjektiven Sinn ihres Verhaltens.
  6. Kinder und Jugendliche werden zu Selbstachtung und Anerkennung der Anderen angeleitet.

 

Was ethisch unzulässig ist  Continue Reading »

No responses yet

Freiwilliges Jahr Beteiligung

„Wir können es besser!“

Acht junge Leute, haben gerade ihr Freiwilliges Jahr beendet und planen Ende 2012, ein eigenes viel besseres Freiwilliges Jahr auf die Beine zu stellen.

Sie haben es geschafft, haben viele begeistert, sie sind ein ganz tolles, vielseitig kompetentes Team. Heute arbeiten (meist ehrenamtlich) 18 junge Menschen für die Ideen eines Freiwilligen Jahres Beteiligung. Seit drei Jahren, seit 2014 haben sie schon in Berlin junge Menschen begleitet und das Freiwillige Jahr Beteiligung etabliert. Die Anliegen der Jugendlichen im Freiwilligen Jahr stehen im Mittelpunkt. Ihr Engagement, ihre Fragen, ihr Suchen, ihre Bedürfnisse, Wünsche und Ideen, aber auch Sorgen, Nöte und Klagen stehen im Mittelpunkt. Aus dieser eigenen Suche heraus, „wer bin ich und warum bin ich hier?

wer bin ich? warum bin ich hier?, Foto Andreas Schönefeld

wer bin ich? warum bin ich hier?, Foto Andreas Schönefeld

entsteht das Engagement für Bildung, Partizipation und Demokratie. Dieser demokratische Ansatz macht das Erfolgsrezept dieser jungen Truppe und Bewegung aus. Beispielhaft dafür sind eigenen, einsatzstellenübergreifende Projekte oder selbstorganisierte Bildungstage. Das Berliner Team und ihr Freiwilliges Jahr sind ein Leuchtturm, beachtenswert und förderwürdig.

Gestern war das offizielle Abschlussfest und die Zertifikatübergabe an die vierzig Freiwilligen, die ein Jahr lang sich in vielen Berliner Schulen, Vereinen und Einrichtungen engagiert haben. Gemäß dem Motto Aufstehen, Mitreden, Gestalten sprach der Abend für sich. Es gab  Continue Reading »

No responses yet

Schule und Partizipation

Hier eine Literaturliste, die ich empfehle zur ersten Annäherung an das Thema „Schule und Partizipation“:

Literaturliste Schule und Partizipation, Andreas Schönefeld

Schule und Partizipation, Foto Andreas Schönefeld

Schule und Partizipation, Foto Andreas Schönefeld

No responses yet

Andreas Schönefeld

Andreas Schönefeld

Andreas Schönefeld, Multiplikator für Partizipation

Teamfortbildungen, Seminare, Workshops zu Themen der Partizipation, Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren, Beteiligungsprojekte, Kinderrechte und Verfassungen für Kita, Heim, Hort und Schule

 

No responses yet

Postkarte

Werbepostkarte für meine Arbeit als Multiplikator für Partizipation, Foto Andreas Schönefeld

Werbepostkarte für meine Arbeit als Multiplikator für Partizipation, Foto Andreas Schönefeld

No responses yet

„BEBuB“: Beteiligen, Einmischen, Beschweren und Besserwerden. Ein neues Beschwerdebewusstsein und –verfahren

BEBuB in Kita, Schule, Hort, Heimerziehung und Jugendarbeit?

Beim Thema Beschwerden, Beschwerdeverfahren, Beschwerdemanagement tun wir uns sehr „schwerer“. Hier gibt es noch keine ausgereiften, erprobten Verfahren. Hier sind wir gefordert, Ideen und Verfahren zu entwickeln, zu erproben und zu verfeinern. Wir brauchen einen positiv aufgeladenen Begriff von Beschwerde. Wir brauchen einen Kulturwandel. Daher möchte ich einen neuen Ansatz vorstellen und Vorschläge unterbreiten, wie wir geeignete Verfahren für unsere eigene Einrichtung erarbeiten. Ich mache BEBuB, das heißt, ich beteilige mich, ich mische mich ein, ich beschwere mich (nenne meine Ideen, Wünsche und Bedürfnisse). Es soll besser werden! Dieser umfassende gesellschaftliche Vorgang wird beschrieben.

Der ganze Artikel als PDF hier: BEBuB Beteiligen, Einmischen, Beschweren und Besserwerden. Ein neues Beschwerdebewusstsein und -verfahren. Andreas Schönefeld

Anbei Methode 3:6:5 zur Bearbeitung von Ideen, Wünschen, Bedürfnissen als  PDF: 3:6:5 Methode angewandt für BEBuB

 

Elemente für BEBuB. Praxisbeispiel aus der Kita Kurt Pohle Husum. Skizze Andreas Schönefeld

Elemente für BEBuB.
Praxisbeispiel aus der Kita Kurt Pohle Husum. Skizze Andreas Schönefeld

No responses yet

Jup!Berlin im BerlinerjugendFORUM eröffnet

Jugendportal für Berlin eröffnet 5.12.2015

Jugendportal für Berlin eröffnet 5.12.2015

Gestern wurde auf dem Berliner jugendFORUM ein Jugendportal für Berlin eröffnet.

Es geht um: mitreden – mitmachen – mitmischen. Hier kommst Du zu Jup.berlin

2015-12-06-4233

Im Berliner Abgeordnetenhaus, im Plenarsaal tagte das 15. Berliner Jugendforum.

Aktion, Dialog, Performance und Workshops zu den Themen: Jugendbeteiligung, Faire (Um-)Welt, Anti-Diskriminierung an Schulen, Rechtspopulismus, Refugees.

Tanz im Berliner Abgeordnetenhaus, Foto: Andreas Schönefeld

Tanz im Berliner Abgeordnetenhaus, Foto: Andreas Schönefeld

No responses yet

Mehr Partizipation in Sitzungen

Wie können wir Sitzungen partizipativer, aktiver, effektiver, erfrischender gestalten?

Hier eine gemalte Landschaft, ein Flipchart dazu:

Gestaltung und Foto: Andreas Schönefeld

Gestaltung und Foto: Andreas Schönefeld

Hier auch als PDF Partizipation in Sitzungen. Ich denke die Bilder und Stichworte können für sich unkommentiert stehen bleiben. Wir kennen wahrscheinlich das meiste, haben es schon einmal mitbekommen, davon gehört oder können einzelne Methoden recherchieren. Mein Bild soll als schneller Überblick, als Erinnerung, als Hilfsmittel für die nächsten Sitzungen dienen.

Im Netz habe ich noch 11 Tipps für effektive Meetings und Besprechungen gefunden. Eine große Methodendatenbank führt auch das Deutsche Kinderhilfswerk auf seiner Internetseite. Dort finden sich spezifische Partizipationsmethoden, sonstige Methoden und Spiele. Ganz toll!

Die Idee dieser bildlichen Zusammenstellung bekam ich nach einem Seminar der politischen Bildung im Berliner August-Bebel-Institut. Alexandra Kramms Workshop am 17.2.15 hieß „Sitzungen partizipativ gestalten“. Gekommen waren Teilnehmer aus Vereinen, Initiativen, Parteien und Arbeitszusammenhängen aller Art. Vier Stunden lang trugen wir unsere Fragen, Kenntnisse und Methoden zusammen, exemplarisch trainierten und gestalteten wir eine Sitzung. Alexandra Kramm (Trainerin, Coach, Moderatorin) moderierte uns durch dieses Feuer von Ideen und Methoden. Dank dafür.

 

 

 

 

No responses yet

Next »