Archive for November, 2013
Qualitätsstandards für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
hat 2010 eine sehr, sehr gute Broschüre herausgegeben unter dem Logo: Für ein kindergerechtes Deutschland!
In kurzen, sehr prägnanten Beiträgen (jeweils 6-12 Seiten) werden für die Praxisfelder
Kindertageseinrichtungen,
Schule,
Kommune,
Kinder- und Jugendarbeit
und Erzieherische Hilfen
Allgemeine Qualitätsstandards und Empfehlungen formuliert
Die Broschüre „Qualitätsstandards für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ hier als PDF. Hier kann sie direkt bestellt werden. Es lohnt sich!
Grundlagenliteratur wieder erhältlich
Ab sofort wieder erhältlich in der Lizenzausgabe für nur 4,50 Euro:
Dieses Buch ist Grundlage der Ausbildung zum
„Multiplikator für Partizipation in Kindertageseinrichtungen“. Es sollte in keiner Kita fehlen.
Schriftenreihe (Bd. 1168) der Bundeszentrale für Politische Bildung
Partizipation in Kindertageseinrichtungen
So gelingt Demokratiebildung mit Kindern!
„Auch in Kitas sind Kinder in der Lage, über sie betreffenden Angelegenheiten mitzuentscheiden.
Das Handbuch zeigt mit vielen Praxisbeispielen, wie einfach demokratisches Denken und Handeln geübt und somit Bestandteil der pädagogischen Bildungsorientierung werden kann“.
Wie wird eine Kita-Verfassung erarbeitet?
Eine Kita-Verfassung einführen! Wie geht das?
Was machen wir bei einer dreitägigen Fortbildung?
Eine Bildergeschichte zeigt wie es geht:
Warum finde ich PARTIZIPATION in der Kita so wichtig?
Erstens: Jeder Mensch hat das Recht, Rechte zu haben (Hannah Arendt). Das sollte für alle gelten – auch für Kinder.
Rechte schützen die Kinder vor Willkür, vor der Abhängigkeit von der guten oder schlechten Laune der Erwachsenen / Erzieher_innen.
Hier geht es also um eine Machtfrage. Erwachsene / Erzieher_innen geben bewusst Macht ab.
Zweitens: Im Wissen darum, dass wir alle von Natur aus das Lebendige lieben, und im Vertrauen auf das selbstständige, lebendige Wachsen eines jeden Menschen sind Rechte nötig, um dem Kind den Freiraum zum Wachsen, zur (Selbst-) Entwicklung oder (Selbst-) Bildung zu eröffnen.
„Darf ich auf Toilette?“ wie kann es sein, dass ein Kind mir diese Frage in der Kita stellt? Was läuft hier schief?
Freiheit, Wünsche, Rechte
Kinder brauchen zum Wachsen Freiheit.
Kinder haben Wünsche.
Kinder haben Rechte.
Die Vereinten Nationen (UN) verabschiedeten 1989 das Übereinkommen über die Rechte des Kindes (UN-Kinderrechtskonvention). Am 5. April 1992 traten diese in 54 Artikel in Deutschland in Kraft.
Artikel 12 regelt die „Berücksichtigung des Kinderwillens“. Hier ein Überblick auf alle Rechte und Paragraphen.
Wo noch werden welche Rechte den Kinder garantiert?
Das meint Max. Und das meint Emma.
Andreas Weber, Autor, Biologe und Philosoph (für den Essay „Kinder brauchen Natur. Lasst sie raus!“ 2010 in GEO, erhielt er den „Deutschen Reporterpreis“). 2011 erschien sein Buch „Mehr Matsch!“. Mit seinen Kindern Emma und Max schrieb der das „Quatsch-Matsch-Buch: Das Aktionsbuch: großstadttauglich und baumhausgeprüft, 2013. Hier Zitate aus dem Quatsch-Matsch-Buch:
Das meint Max
„Wenn ich irgendwas machen soll und etwas denken soll, nur weil das so vorbestimmt ist, habe ich schon von vorneherein keine Lust mehr. Dann ist das total uninteressant und ich mache auch im späteren Leben einen Bogen drum herum. Schule ist zum Abgewöhnen. So wie Konfirmationsunterricht. Man muss etwas machen, weil man sonst bestraft wird. Klar kann man was lernen. So gerade für die Arbeit und dann wieder vergessen. Das wirkliche Leben ist ganz woanders. Da soll auch Schule nie hinkommen. Das will ich mir gar nicht versauen lassen“ (S. 112).
Und das meint Emma
„Am Ende machen Kinder ja doch was sie wollen. Nur machen sie es dann eben mit dem Gefühl, dass das, was sie wollen, verboten ist. Oder das, was sie sind. Wir sollen anders sein, als wir sind. Das lernen wir. Ist doch klar, dass man dann keine Lust mehr hat. Aber man macht nach außen hin natürlich weiter mit, damit man nicht auffällt und keine schlechten Noten kriegt. Und beliebt bleibt. Aber heimlich stellt man sich dagegen. Flippt total aus.
Gerade hat unsere Lehrerin alle Freundespaare an den Tischen auseinandergesetzt. Sie meinte, wir würden zu viel zusammenglucken. Und unsozial sein. Und zu zweit quatschen. Und darum nicht so viel arbeiten. Das war gemein. Ihr geht es nur um unsere Noten. Und nicht um uns. … „(S. 22).
Andreas Weber
Die Idee des Buches besteht darin, dass nicht Erwachsene ihre Kinder an die Hand nehmen, sondern dass Kinder die Welt verändern müssen. Nicht, dass Erwachsene für ihre Kinder die letzten Reserven von Natur entdecken, sondern dass Kinder selbst ermächtigt werden, wieder als das zu wirken, was sie sind: als eine Kraft der Natur (S. 14).
Bildung verlangt Partizipation …
… und Partizipation bildet
Rüdiger Hansen, Raingard Knauer, Benedikt Sturzenhecker: Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern! Weimar, Berlin 2011:
Bildung in Kindertageseinrichtungen verlangt nach Partizipation:
nach einer möglichst weitgehenden, für die Kinder deutlich erfahrbaren Selbstbestimmung in der Gemeinschaft. Kinder müssen erkennen können, dass sie es sind, die die Bildungsthemen und –settings bestimmen – als Individuum und als Gruppe.
Es braucht dazu die Freiheit
Der Stoff des Lebens
„Wenn man betrachtet, wie Kinder groß werden, wie sie widerstandsfähig werden, wie sie ihre Kompetenzen für ein erfolgreiches Leben ausbilden – dann wird eines klar: Menschenkinder sind in ihrer Entwicklung einem seltsamen Weg verpflichtet: Ja, sie brauchen die Eltern (und wie!), sie brauchen Hilfe (und wie viel!), sie brauchen Beachtung, Schutz und Leitung. Sie brauchen einen förderlichen Rahmen.
Aber innerhalb dieser Keimzone ihrer Entwicklung sind die Kinder selbst am Zug. Sie gestalten ihrer Beziehungen von Anfang an mit, sie betreiben die Erforschung der Umwelt aus ihrem eigenen Herzen heraus, sie organisieren sich unter ihresgleichen selbst.
Förderung ist damit kein passiver Prozess, den die Großen veranstalten – der grundlegendste „Stoff“ des Lebens muss von den Kindern selbst zutage gefördert werden. Förderung ist das, was der Begriff im Wortsinn bedeutet: in die Tiefe gehen und etwas nach oben bringen – einen Schatz, Erz oder Gold. Oder eben den Stoff des Lebens. So etwas taugt nicht zum Lehrfach. Niemand kann ein Kind lehren, empathisch zu sein. Niemand kann einem Kind vermitteln, sozial kompetent, widerstandsfähig oder selbstständig zu werden. Diese Schätze müssen vom Kind selbst gehoben werden.
Es braucht dazu die Freiheit, selbst zu suchen, selbst zu gestalten. Zu irren und zu scheitern. Risiken auf sich zu nehmen. Abenteuer zu bestehen. Sich zu streiten und sich zu versöhnen. Den Emotionen des Lebens zu begegnen. Dem Glück und dem Leid.