Die Rechte der Kinder nach Janusz Korczak
Die Rechte der Kinder (nach Janusz Korczak, zusammengefasst von Betty Jean Lifton)
Janusz Korczak,*1878, war Arzt, Schriftsteller, Erzieher und Reformpädagoge, Pole jüdischen Glaubens und wurde zur Legende, da er im August 1942 mit „seinen“ 200 Kindern aus einem jüdischen Waisenhaus im Warschauer Ghetto nach Treblinka zusammen in den Tod ging. Seine Biographin Betty Jean Lifton nennt Ihr großartiges Buch über ihn: „Der König der Kinder“ (dt. Ausgabe 1990).
.
Korczak steht in der Pädagogik und Demokratiegeschichte für die Ausformulierung von Rechten der Kinder. Er möchte diese Rechte in einer Verfassung verankert sehen. In seinem Alltag in verschiedenen Kinderheimen führte er Gremien, Öffentlichkeit und Transparenz ein mittels
der Versammlung der Kinder,
der Zeitung der Kinder und
dem Gericht der Kinder.
Rechtsverbindliche Kinderrechte wurden erst 70 Jahre später von der UN 1998 mit der internationalen Kinderrechtskonvention verabschiedet.
Lifton fasst aus Kroczaks Büchern „Wie man ein Kind lieben soll“ und „Das Recht des Kindes auf Achtung“ die Erklärung der Rechte des Kindes nach Korczak zusammen:
Das Kind hat das Recht auf …
Liebe (Liebe das Kind, nicht nur dein eigenes)
Das Kind hat Recht auf Achtung (Verlangen wir Respekt vor leuchtenden Augen, glatten Stirnen, jugendlicher Anstrengung und jugendlichem Vertrauen. Warum sollen trübe Augen, eine gefurchte Stirn, zerzaustes graues Haar oder müde Resignation mehr Respekt gebieten?)
Das Kind hat Recht auf optimale Bedingungen für sein Wachstum und seine Entwicklung (Wir verlangen: schafft den Hunger ab, das Frieren, die Feuchtigkeit, den Gestank, die Überfüllung und die Überbevölkerung)
Das Kind hat das Recht, in der Gegenwart zu leben (Kinder werden nicht erst zu Menschen, sie sind es schon)
Das Kind hat das Recht, es selbst zu sein (Ein Kind ist kein Lotterielos, um den ersten Preis zu gewinnen)
Das Kind hat das Recht auf Fehler (Bei Kindern gibt es auch nicht mehr Narren als bei den Erwachsenen)
Das Kind hat das Recht zu versagen (Wir prangern die trügerische Sehnsucht nach dem perfekten Kinde an)
Das Kind hat das Recht, ernst genommen zu werden (Wer fragt das Kind nach seiner Meinung und seinem Einverständnis?)
Das Kind hat das Recht, für das, was es ist, geschätzt zu werden (Das Kind hat, weil es klein ist nur einen geringen Marktwert)
Das Kind hat das Recht, zu wünschen, zu verlangen, zu bitten (Im Laufe der Jahre wird der Abstand zwischen den Forderungen der Erwachsenen und den Wünschen der Kinder immer größer)
Das Kind hat das Recht auf Geheimnisse (Respektiert seine Geheimnisse)
.
Das Kind hat das Recht auf eine Lüge, eine Täuschung, einen Diebstahl (Es hat nicht das Recht, zu lügen, zu hintergehen und zu stehlen)
Das Kind hat das Recht auf Respektierung seine Besitztümer und seines Budgets (Jeder hat das Recht auf seinen Besitz, ganz gleich, wie gering oder wertlos der sein mag)
Das Kind hat das Recht auf Erziehung
Das Kind hat das Recht, sich erzieherischen Einflüssen, die seinen eigenen Überzeugungen zuwiderlaufen, zu widersetzen (Zum Glück für die Menschheit gelingt es uns nicht, Kinder zu zwingen, sich Angriffen gegen ihren gesunden Menschenverstand und gegen die Menschlichkeit zu beugen)
Das Kind hat das Recht, sich gegen Ungerechtigkeit zu verwahren (Wir sind die einzigen Richter der Handlungen eines Kindes, seiner Schritte, seiner Gedanken und Pläne … Ich weiß, dass ein Kindergericht unabdingbar ist, dass es in fünfzig Jahren keine einzige Schule geben wird, Keine einzigen Institution ohne ein solches Gericht)
Das Kind hat das Recht auf Verteidigung durch Gerichtsbarkeit eines Gerichtshofes aus Jugendlichen (Auch das straffällig gewordene Kind ist immer ein Kind … Unglückseligerweise verbreitet sich aus Armut geborenes Leid wie Läuse: Sie ist der Nährboden für Sadismus, Verbrechen, Grobheit und Brutalität)
Das Kind hat das Recht auf Respektierung seines Schmerzes (Und sei es nur der Verlust eines Kieselsteines)
Das Kind hat das Recht auf Zwiesprache mit Gott
Das Kind hat das Recht, vorzeitig zu sterben (Die tiefe Liebe der Mutter zu ihrem Kind muss ihm das Recht auf einen vorzeitigen Tod gewähren – darauf, seinen Lebensweg nach nur ein oder zwei Sommern zu beenden … Nicht jeder Busch wird zum Baum)