Der Junge muss raus – drei Stunden!

Feb 07 2017

Das Kind muss raus, sich bewegen, spielen. Im Spiel entfalten sich alle Sinne. Toben und Spielen zusammen mit anderen. Dann entstehen, die so wichtigen dialogischen Prozesse. Dieses prozessorientierte Spielen ist unverzichtbar. Die eigene Welt wird so erfahren und begriffen, kreative Lösungen werden entwickelt. Im stressfreien Spielen lernt das Kind. Das angstfreie, entspannte Spiel mit anderen, ohne Zwang und ohne Bewertung durch die Erwachsenen ist zentral. Raufen mit dem Objekt, Zuhören und Sprechen, im Spiel miteinander trifft man sich. Diese spielerischen intermediären Räume sind nur erlebbar. Hier trifft man sich immer wieder, auf einmal, lächelt sich an, von Angesicht zu Angesicht. Dies nennt man „moments of meeting“.

Eckhard Schiffer, 2012, Foto Andreas Schönefeld

Eckhard Schiffer, 2012, Foto Andreas Schönefeld

Sie schaffen Sicherheit, Urvertrauen. Das Kind fühlt, lernt, weiß dadurch, „ich bin nicht allein- ich bin ein Geschenk“.

Kinder wissen selbst, was für sie das Beste ist, entsprechend spielen, toben sie in der Natur. Dabei entwickeln sie eine ästhetische Fähigkeit, den anderen wahrzunehmen. Gute Erfahrungen im Spiel und Dialog ist Voraussetzung für Gesundheit. Das Kind fühlt Kohärenz, einen Zusammenhang und Zusammenhalt mit sich und anderen.

„Heute sind wir PISAgestochen und –verseucht“. Das ist furchtbar, traurig. Heute nimmt man die früher schlimmste Strafe “Stubenarrest” freiwillig auf sich. Was können die Eltern tun? Singen ist so wichtig. Schon in der Schwangerschaft. Singend und tanzend, ohne Zwang und ohne die Bewertung durch die Erwachsenen. Und immer wieder „wie schon Oma sagte: der Junge muss raus, drei Stunden!“

Dies sind Hauptaussagen aus einem Vortrag von Dr. Schiffer zur Bildung und Salutogenese, zur Neurobiologie in der Säuglings- und Kleinkindsforschung, mit dem er 2012  in Husum begeisterte. Dr. Schiffer war Chefarzt, seine Gebiete sind Nervenheilkunde, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Seine Ausführungen wie Bildung und Gesundheit entstehen in der”prozessorientierten schöpferischen Entfaltung der Kinder in Intermediärenräumen” begründete Dr. Schiffer auch durch neue Erkenntnisse der Neurobiologie.

Das Gehirn eines Kindes ist bei Geburt zwischen 350 und 400 Gramm schwer. Es verdoppelt sich im ersten Lebensjahr durch Synapsenbildung, die netzförmige Verknüpfung der Nervenausläufer. “In keine seiner Phase seines Lebens lernt der Mensch mehr als im ersten Lebensjahr.” Lächeldialoge zwischen Kind und Erwachsenem, Bewegungen sind wichtig. das geht in den nächsten Jahren so weiter. Singend und tanzend. Nervenwachstumsfaktoren entstehen und fördern die Entfaltung. Kinder werden als hochmotivierte Forscher geboren. In den Intermediärräumen, im Spiel, im Miteinander, in der Beziehung und Begegnung werden im Gehirn die Nervenwachstumsfaktoren produziert. “Diese stellen eine notwendige biologische Voraussetzung für das erfolgreiche Lernen dar. … Nur Kinder, die auf diese Weise spielen können, können auch erfolgreich lernen.” Prozessorientiertes Spielen ist also unverzichtbar!

Wer mehr von Dr. Schiffer lesen möchte findet Aufsätze, Vorträge, Interviews hier. Es lohnt sich!

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