Die Überwindung des Egozentrismus
Rebecca Wild, 1939, studierte Germanistik, Montessori- und Musikpädagogik. Seit 1961 lebt sie in Ecuador und gründete 1977 mit ihrem Mann die Pestalozzi-Schule „Pesta“, einen Kindergarten und ein Schul- und Fortbildungszentrum, 1998 erschien ihr Buch „Mit Kindern leben lernen. Sein zum Erziehen“. Hier zitiert aus der 4. Auflage, Weinheim, Basel 2011:
Unser eigener Reifeprozess steht und fällt aber damit, eigene und die Bedürfnisse anderer ins Gleichgewicht bringen zu können. Unreife Erwachsene sind keine unterstützende Umgebung für Kinder. Ihr eigener Egozentrismus trägt unaufhaltsam zur Zerstörung ihrer Beziehungen bei (S. 140).
Gegenseitiger Respekt schließt sowohl autoritäres wie antiautoritäres Verhalten aus (S. 141).
Viel schwieriger, als offenes autoritäres Verhalten zu erkennen, ist es jedoch, die ständig untergründige Direktivität von Erwachsenen zu identifizieren, die es besonders gut mit den Kindern meinen.
Sie gebrauchen zwar keine Gewalt, aber sie überreden mit „Liebe“ und sie gängeln, ohne sich selbst dessen bewusst zu sein.
Haben wir ihn aber erst einmal entwickelt, fängt für uns ein ganz neues Leiden an. In tausend Situationen schmerzt uns der Ton, in dem mit Kindern geredet wird (und den wir auch selbst an den Tag legen), und der Drang, Kinder belehren und ihnen Sachen erklären zu wollen, die sie gar nicht so genau wissen wollen; die Unfähigkeit, mit ihnen einfach zusammen zu sein, ohne ihren Willen zu beeinflussen, ihnen Sicherheit geben, ohne ihre Probleme lösen zu wollen (S. 142).
Foto: Andreas Schönefeld