Magie, Wege, Ecken und Verstecke für Kinder im Garten

Apr 13 2019

Foto: Andreas Schönefeld

„Eins jedenfalls steht fest: Kinder lieben Abenteuer. Sie verstecken sich gerne, um für die Erwachsenen ‚unsichtbar‘ zu werden, sie hüten mit Wonne ihre kleinen Geheimnisse, aber sie brauchen auch Geborgenheit und Schutz. Und wo finden sie dies alles besser als in einem grünen Blätter-Dschungel – wo sie nach Herzenslust klettern und Verstecke bauen, Höhlen graben, durchs Unterholz kriechen und ihre Fantasie spielen lassen können? […]

… vielleicht ist Ihr Garten groß genug für eine grüne Grenze aus Buschwerk und eventuell einigen Bäumen?

ein Streifen von drei bis fünf Metern Breite würde schon genügen.“

Christiane Widmayr (Text) und Anneliese Kompatscher (Fotos) zeigen in ihrem Buch „Kinder und Gärten“ mit dem Untertitel „Spielen, Toben, Staunen und Entdecken“ (München 2004), wie wir mit einfachen Mitteln Magie in den Garten bekommen (Zitat oben auf S. 30).

Warum schreibe ich das? Ich tue es als Anwalt unserer Kinder. Siehe dazu bitte auch meinen früheren Beitrag: Kinder brauchen Natur – mehr Matsch!

Foto: Andreas Schönefeld

Ich zitieren im Folgenden weiter (und gebe im Anschluss noch einige weitere Buchtipps):

Welches Gehölz hält Kindern stand?

Wichtig ist, dass der Baum oder Strauch relativ schnell heranwächst und eine passende Größe erreicht, bevor die Kinder aus dem Haus gehen. Vor allem aber sollte er robust sein und sich auch nach rabiater Behandlung durch unseren Nachwuchs schnell erholen, um dann zum neuen Wachstum durchzustarten. Aber vielleicht macht sich das Gehölz auch noch auf andere Weise nützlich?

Biegsame, einjährige Weidenruten zum Beispiel eignen sich wunderbar zum Bau eines erstklassigen Verstecks sowie für allerhand Flechtarbeiten. Geeignete Lieferanten dafür sind Korbweide (Salix viminalis), Purpurweide (S. purpurea) und Mandelweide (S. triandra). Frisch geschnittene Triebe bewurzeln sich im Frühjahr problemlos, sobald sie in die Erde gesteckt werden, und wachsen zu grünen Iglus, Zelten und Zäunen heran […]. Die Hasel liefert Holz für Pfeil und Bogen à la Robin Hood und begeistert mit ihren Nüssen nicht nur die Eichhörnchen. Aus Holundertrieben lassen sich exellente Pfeifchen schnitzen, und Holundersirup und in heißem Fett herausgebackene Hollerkücherl […] sind schließlich auch nicht zu verachten. Diesen drei Gehölzen sollten Sie also in Ihrer Wald-Ecke unbedingt ein Plätzchen einräumen.

Zu den schnellwüchsigen und anspruchslosen einheimischen Sträuchern, die so einiges wegstecken können, gehören zudem Trauben-Kirsche, Kornelkirsche, Alpen-Johannisbeere, gewöhnlicher Liguster, Wolliger und Gemeiner Schneeball, Faulbaum, Roter Hartriegel und Weißdorn. Auch einige dekorative Blütensträucher werden unseren Anforderungen ohne weiteres gerecht: Flieder, Pfeifenstrauch – auch Falscher Jasmin genannt – Kerrie, Schnee-Spiere, Weigelie und Kolkwitzie nehmen so schnell nicht übel.

Foto: Andreas Schönefeld

Soweit die Strauchzone. Hätten Sie gerne mehr Höhe, dann pflanzen Sie noch ein paar kleinkronige Bäume dazwischen. Eberesche, Feld-Ahorn, Wild-Kirsche, Mehlbeere, Baum-Hasel und Holz-Apfel sorgen mit einer zusätzlichen Blätteretage bald recht eindrucksvoll für geheimnisvolle Waldstimmung.

Zum Spielen am schönsten sind freiwachsende Hecken, wenn sie an den Rändern zum Garten hin Buchten und Vorsprünge bilden. Das Nonplusultra überhaupt wäre schließlich noch ein geheimer Weg, eine Art grüner Tunnel, der durch das Blätterdickicht führt. Eine dicke Schicht Rindermulch sorgt dafür, dass er nicht gleich wieder zuwächst. […]

Schneller und auf deutlich weniger Quadratmetern kommen ihre Kinder zu einem lebendigen grünen Häuschen, wenn Sie aus Spaliergittern (selbst gezimmert oder aus den Baumarkt) eine kleine Laube aufbauen und sie dann bepflanzen. Wild wuchernde Klettermaxe mit üppigem Blattwerk wie Pfeifenwinde (Artistolochia macrophxlla), Hopfen, Kletter-Knöterich und Waldrebe (Clematis tangutica oder C. montana) bilden schnell eine perfekte Tarnung. Noch etwas Buschwerk ringsherum gepflanzt, und fertig ist eine lauschige, heimelige Blätterhöhle, die Kindern Geborgenheit bietet. Wetten, dass sich auch die Großen ab und zu darin „verirren“? (S. 31f)

Auf Seite 32 wird auch „ein Bambusdickicht für Nachwuchs-Tarzans“ empfohlen: „Nur“ zwei bis drei Meter hoch wächst Fargesia nitida, ein graziler Bambus, der ausgesprochen dekorative Horste bildet. Weitere Pluspunkte: Er verträgt Schatten und wuchert nicht so wie seine großen Brüder. Eine Barriere für Ausläufer ist nicht nötig.

 

Zur Thema Garten und Kinder möchte ich noch diese Bücher und Broschüren empfehlen:

Oberholzer, Alex / Lässer, Lore: Gärten für Kinder, Stuttgart 2003

Naturspielräume für Kinder. Eine Arbeitshilfe zur Gestaltung naturnaher Spielräume an Kindergärten und anderswo, Hrsg.: Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes NRW, 1992

Bocksch, Manfred: Das praktische Buch der Heilpflanzen, München 2007

Beauvais, Michel: Hütten Zelte Tipis. Mit 50 Anleitungen zum Belberbauen, Aarau und München 2016

Dietel, Günther / Roß, Thea: Mit Waldemar durchs Gartenjahr, Münster 2001

Bücher zu Thema Garten und Kinder, Foto Andreas Schönefeld

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