Strukturelle Erniedrigung. Die Schule der Johanna Haarer. Schwarze Pädagogik. Die NS-Pädagogik wirkt bis heute nach.

Wenn wir verstehen wollen, warum Partizipation so wichtig ist in der Pädagogik, für unsere Kinder und Jugendliche, ja für uns selbst, dann sollten wir uns eine gute halbe Stunde Zeit nehmen und zuhören:

CD3, Sabine Bode: Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen (Stuttgart 2014, Bonn 2015, Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Band 1632) dort 01 bis 06:

Nazi-Erziehung: Hitlers willige Mütter, Die Schule der Johanna Haarer

„Wehret den Anfängen“

„Das Kind nicht riechen können“

Streit mit der Nazi-Mutter

Wie Wölfchen seine Lebensfreude verlor

Auch Mädchen weinen nicht!

Johanna Haarer veröffentlichte 1934 das Erziehungsbuch „Die deutsche Mutter und ihr Kind“, es wurde nach dem Krieg mehrfach modernisiert und hieß dann nur noch „Die Mutter und ihr Kind“. Es wurde bis 1987 (!) in Auflagen von mehr als 1,2 Millionen Exemplaren verlegt. Es prägte jedoch über 50 Jahre die frühkindliche Erziehung, unseren Umgang mit Säuglingen, Kleinstkindern, Kindern und Jugendlichen. Und diese Schwarze Pädagogik wirkt bis heute (siehe auch Stephan Marks: Scham – die tabuisierte Emotion, Ostfildern 2007, überarb. Ausgabe 2013, S. 47-49). Sie ist leider noch nicht Vergangenheit. Sabine Bodes zentrale Aussage, eine ganze Generation ist traumatisiert, die Kriegskinder, aber auch die „Kriegsenkel. Die Erben der vergessenen Generation“ sind noch betroffen.

30 Minuten eröffnen auf schauderhafte Weise den Boden, von dem wir aus zu einem partizipativen Miteinander aufgebrochen sind, zu einer neuen Weise der gesellschaftlichen Zusammenarbeit. Bitte einmal zuhören oder lesen. Es ist wichtig. Nach wie vor. Es ist grundlegend für das Thema „U3 Partizipation in der Krippe“. Aus diesen 30 Minuten erklärt sich unsere heutige partizipative Haltung.

Foto: Andreas Schönefeld

Foto: Andreas Schönefeld

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Auf dem Weg zur partizipativen Einrichtung

Flipchart und Foto: Andreas Schönefeld

Flipchart und Foto: Andreas Schönefeld

Hier unten seid Ihr. Ein Team, eine Kita, ein Hort, eine Schule, …

Ihr macht Euch auf den Weg … zu einer partizipativen Einrichtung.

Es geht um Teilhabe, Mitwirkung, Partizipation.

Ihr holt Euch für eine dreitägige Fortbildung einen Multiplikator für Partizipation. Und erarbeitet exemplarisch ein Beteiligungsprojekt.

Kinder haben Rechte. Das Recht, Rechte zu haben.

Ihr macht eine weitere dreitägige Fortbildung und erarbeitet für Eure Einrichtung eine Verfasssung. In ihr legt Ihr alle Rechte fest, die Ihr in Zukunft den Kindern zugestehen wollt. Ihr überlegt Euch auch Verfahren und Gremien, die in Eurer Einrichtung sinnvoll erscheinen. Ihr entscheidet Euch für angemessene Verfahren der Beteiligung und Beschwerde.

Neben Eurem Konzept habt Ihr dann auch eine Verfassung.

Damit erfüllt Ihr die neuen Forderungen für eine Betriebserlaubnis nach den SGB VIII, §8b und 45, die Verfahren der Beteiligung und Beschwerde für die Kinder von Euch konzeptionell fordern.

Es geht um Respekt, Haltung, Würde.

Es geht um Dialog, das Reden miteinander auf Augenhöhe.

Ihr denkt auf diesem Weg neu über Pädagogik und Eure Aufgabe nach.

So werdet Ihr eine partizipative Einrichtung auf der Höhe der Zeit.

Ihr seid ein starkes Team, habt starke Kinder, engagierte Eltern und einen engagierten Träger.

 

Dazu hier noch ein Bild als PDF Weg zur partizip. Einrichtung. Viel Spaß!

 

 

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Warum finde ich PARTIZIPATION in der Kita so wichtig?

Erstens: Jeder Mensch hat das Recht, Rechte zu haben (Hannah Arendt). Das sollte für alle gelten – auch für Kinder.

 

Rechte schützen die Kinder vor Willkür, vor der Abhängigkeit von der guten oder schlechten Laune der Erwachsenen / Erzieher_innen.

 

Hier geht es also um eine Machtfrage. Erwachsene / Erzieher_innen geben bewusst Macht ab.

 

Zweitens: Im Wissen darum, dass wir alle von Natur aus das Lebendige lieben, und im Vertrauen auf das selbstständige, lebendige Wachsen eines jeden Menschen sind Rechte nötig, um dem Kind den Freiraum zum Wachsen, zur (Selbst-) Entwicklung oder (Selbst-) Bildung zu eröffnen.

 

Foto: Andreas Schönefeld

Foto: Andreas Schönefeld

Darf ich auf Toilette?“ wie kann es sein, dass ein Kind mir diese Frage in der Kita stellt? Was läuft hier schief?

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Respekt … Respekt … Respekt

Nov 20 2013 Published by under Bildung,Rechte der Kinder,Respekt

Die Überwindung des Egozentrismus

 

Rebecca Wild,  1939, studierte Germanistik, Montessori- und Musikpädagogik. Seit 1961 lebt sie in Ecuador und gründete 1977 mit ihrem Mann die Pestalozzi-Schule „Pesta“, einen Kindergarten und ein Schul- und Fortbildungszentrum, 1998 erschien ihr Buch „Mit Kindern leben lernen. Sein zum Erziehen“. Hier zitiert aus der 4. Auflage, Weinheim, Basel 2011:

 

Unser eigener Reifeprozess steht und fällt aber damit, eigene und die Bedürfnisse anderer ins Gleichgewicht bringen zu können. Unreife Erwachsene sind keine unterstützende Umgebung für Kinder. Ihr eigener Egozentrismus trägt unaufhaltsam zur Zerstörung ihrer Beziehungen bei (S. 140).

 

Gegenseitiger Respekt schließt sowohl autoritäres wie antiautoritäres Verhalten aus (S. 141).

 

Viel schwieriger, als offenes autoritäres Verhalten zu erkennen, ist es jedoch, die ständig untergründige Direktivität von Erwachsenen zu identifizieren, die es besonders gut mit den Kindern meinen.

Sie gebrauchen zwar keine Gewalt, aber sie überreden mit „Liebe“ und sie gängeln, ohne sich selbst dessen bewusst zu sein.

Haben wir ihn aber erst einmal entwickelt, fängt für uns ein ganz neues Leiden an. In tausend Situationen schmerzt uns der Ton, in dem mit Kindern geredet wird (und den wir auch selbst an den Tag legen), und der Drang, Kinder belehren und ihnen Sachen erklären zu wollen, die sie gar nicht so genau wissen wollen; die Unfähigkeit, mit ihnen einfach zusammen zu sein, ohne ihren Willen zu beeinflussen, ihnen Sicherheit geben, ohne ihre Probleme lösen zu wollen (S. 142).

Foto: Andreas Schönefeld

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