Partizipation von Kindern unter drei Jahren (U3). Wie Partizipation gelingt
Können unsere „Kleinen“, Kinder unter drei Jahren (U3), Kinder mit Handicaps, Kinder, die noch sehr bei sich sind, eigentlich auch mitbestimmen?
Ja, vor allem in allen Angelegenheiten, die sie und ihr Leben direkt betreffen.
Das sind Gefühle, Bedürfnisse, Wahrnehmungen, Interessen.
Es sind meistens Pflegeaktivitäten.
Es geht um Partizipation beim Essen und Trinken, beim Wickeln, bei der Schlafgestaltung, bei der Bewegung, Fortbewegung und Laufentwicklung.
Es geht um die Fragen: Wo möchte ich sein? Was möchte ich machen?
Mit wem möchte ich etwas machen? Wie lange möchte ich das machen?
(Je nach Entwicklung können die Kinder an Entscheidungen der Gruppe und der Kindertagesstätte teilhaben).
Julia Fedder hat dazu geforscht und geschrieben in ihrer Masterarbeit: Partizipation von Kindern zwischen null und drei Jahren in Kindertageseinrichtungen, Fachhochschule Kiel 2011. (Hier als PDF Julia Fedder_Partizipation Krippe) Ich stelle hier auszugsweise ihre Arbeit vor:
(eine ausführlichere Zusammenfassung mit mehr Beispielen, Rechten und Anforderungen an die Fachkräfte hier als PDF U3 gelingende Partizipation Beispiele Julia Fedder zusammengestellt von Andreas Schönefeld)
4.5 Resümee (Fedder, S. 113f. Zuvor schrieb Julia Fedder über mögliche Themen für die Beteiligung der Kinder zwischen null und drei Jahren, über Partizipation beim Essen und Trinken, beim Wickeln, bei der Schlafgestaltung, bei der Bewegung, Fortbewegung und Laufentwicklung, S. 104-113)
Die Grundlage für eine gelingende Partizipation von Kindern zwischen null und drei Jahren stellt eine sichere Bindung und eine funktionierende Beziehung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind dar, die geprägt sind von gegenseitigem Respekt, Beständigkeit und Kontinuität. Nur so kann zwischen der Bezugsperson und dem Kind eine gemeinsame Kommunikationsebene geschaffen werden, die zwar allgemeine partizipatorische Merkmale aufweisen muss, jedoch in ihrer Ausprägung einzigartig ist.
Bei der Kommunikationsführung liegt der Schwerpunkt beim Erwachsenen, der das Kind anhand von Ankündigungen, Erklärungen, Erwartungsansagen und zugewandtem Sprechen an der Situation teilhaben lässt und seine Persönlichkeit achtet.
Verschiedene Wissenschaftler gehen davon aus, dass auch das Kind von Beginn an kommuniziert und dadurch ein Dialog zwischen dem Erwachsenen und dem Kind möglich ist.
Im gegenseitigen Agieren und Antworten und mittels gleichbedeutender Zeichen entsteht eine Wechselseitigkeit in der geteilten Aktion. Der Erwachsene ist bemüht, in diesen Handlungen die Aufmerksamkeit des Kindes zu erlangen, und sucht mit Interesse stets den Kontakt zu dem Kind. Durch feinfühliges Verhalten, das sich überwiegend beim intensiven Beobachten erkennen lässt, erfährt der Erwachsene, welche Bedürfnisse das Kind hat und wie es diese äußert. Daraus kann sich schließlich eine Kooperation zwischen diesen gleichwertigen Partnern entwickeln, bei der das Kind einen aktiven Part inne hat und an der Situation wirksam teilnimmt, so dass es Prozesse beeinflussen kann.
In den ersten drei Lebensjahren ist die Partizipation der Kinder besonders während der Pflegeaktivitäten möglich, z. B. beim Essen und Füttern, beim Wickeln, beim Einschlafen sowie bei der Bewegungsentwicklung.
Es müssen keine künstlichen Situationen hergestellt werden, sondern alltägliche Handlungen laden dazu ein, Kinder zu beteiligen. Wenn Kinder bei diesen Vorgängen die Gelegenheit bekommen sollen, mitzuwirken, ist es essentiell, das Kind als Subjekt mit einer einmaligen Persönlichkeit wahrzunehmen. Von Beginn an hat das Kind Kompetenzen, die es ihm ermöglichen, sich die Welt eigenständig anzueignen.
Die zuvor beschriebene sichere Bindungsbasis ermöglicht die selbstinitiierten Explorationsvorhaben.
Das Kind braucht keinen Erwachsenen, der ihn belehrt, sondern einen, der ihm eine so gestaltete Umgebung präsentiert und die Unterstützung liefert, die es in den selbstständigen Lernsituationen benötigt. Somit wird das Kind als ein selbstständiger Forscher und Lerner angesehen, der nach individuellen Interessen Entscheidungen in einem entwicklungsangemessenen Maß treffen kann.
Damit die Säuglinge und Kleinkinder die Möglichkeiten zur Beteiligung und Einflussnahme in den sie betreffenden Situationen bekommen, ist es von großer Bedeutung, dass die Erwachsenen eine Regelmäßigkeit in den Tagesablauf bringen, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert. Dazu gehört, dass der Erwachsene verlässlich sowie konsistent und konsequent in seinem Handeln ist. Erwartungen müssen deutlich und verständlich kommuniziert werden und dem Kind muss Zeit und Raum zum Antworten und Agieren gegeben werden, damit es seine Handlungsfähigkeit erleben kann.
Durch eine wertschätzende und aufmerksame Haltung dem Kind gegenüber zeigt der Erwachsene, dass er an dem Kind mit seiner Persönlichkeit und seinen Verhaltensweisen, Kompetenzen und Handlungen interessiert ist. Damit entsteht Vertrauen, das dem Kind Sicherheit und Selbstbewusstsein vermittelt und es in seiner eigenständigen Entwicklung bestärkt.