Gunilla Palmstierna-Weiss, 1991, Stockholm, Feier zur Peter-Weiss-Ausstellung, Foto Andreas Schönefeld
Gunilla Palmstierna, eine europäische Frau, 1928 in Lausanne in der Schweiz geboren, gelingt im Frühjahr 1945 die Flucht aus dem zerbombten Rotterdam über das zerstörte Berlin nach Schweden. Sie wird Keramikerin und Bildhauerin. Lernt Peter Weiss kennen, der ebenfalls nach Schweden geflohen war. Sie arbeitet als Kostüm- und Bühnenbildnerin mit bekannten Regisseuren auf der ganzen Welt und wird so Schwedens bekannteste Szenografin. Als solche gestaltet sie auch alle Theaterstücke Peter Weiss‘, mit dem sie seit 1952 bis zu dessen Tod im Jahr 1982 zusammen in einem künstlerisch-politischen Dialog ist. Sie sind in der Welt gefragt und wichtige Stimmen in den politischen Auseinandersetzungen dieser Jahrzehnte. Gunilla Palmstierna musste sich als Frau in der Kulturwelt behaupten, sie mischte sich als Feministin politisch ein. Sie starbt, bis zum Ende aktiv, am 20.11.2022 mit 94 Jahren. Kurz zuvor erschien nun endlich auch auf deutsch im Berliner Verbrecher Verlag ihr Buch „Eine europäische Frau“ (im Orginal „Minnets Spelplats 2013).
[Zur aktuellen Bedeutung von Gunilla Palmstierna-Weiss und Peter Weiss in Kunst und Politik hier ein Beitrag von Andreas Schönefeld. Er war wissenschaftlicher Assistent bei der Retrospektive des Gesamtwerkes von Peter Weiss in der Berliner Akademie der Künste (1990) und im Moderna Museet in Stockholm (1991). Gunilla Palmstierna-Weiss kuratierte die Ausstellung und entwarf sie. Für sie wurde die Nachlassverwaltung zu einem richtigen Nebenjob.]
Als 30jähriger, als gerade erst anerkannter schwedischer Staatsbürger, kommt Peter Weiss 1947 in sein zerstörtes Heimatland Deutschland zurück. Für die große schwedische Zeitung „Stockholms Tidningen“ schreibt er sechs Reportagen aus dem verwüsteten Berlin in der Hoffnung in Deutschland als Korrespondent wohnen und arbeiten zu können.
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Frage auf der Berliner Mauer in den 80er Jahren, Foto: unbekannt
Als 30jähriger, als gerade erst anerkannter schwedischer Staatsbürger, kommt Peter Weiss 1947 in sein zerstörtes Heimatland Deutschland zurück. Für die große schwedische Zeitung „Stockholms Tidningen“ schreibt er sechs Reportagen aus dem verwüsteten Berlin in der Hoffnung in Deutschland als Korrespondent wohnen und arbeiten zu können.
Am 8. November 1016 wurde er in Nowawes/Babelsberg bei Potsdam (in der heutigen Rudolf-Breidscheid-Straße 232) geboren. Dann lebt die Familie in Bremen (1918-1929) und ab 1929 in Berlin. Peter geht auf das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Schmargendorf. Seine Eltern fliehen vor den Nationalsozialisten (der Vater war Jude, bis er 1920 zum Christentum konvertierte) über London 1935-36 und Warnsdorf in Böhmen 1939 schließlich nach Schweden. Peter bekam 1936 die teschechoslowakische Staatsbürgerschaft, studiert ab Herbst 37 in der Kunstakademie Prag und folgt über die Schweiz seinen Eltern nach Schweden im Februar 1939. Mit 23 ist er dort Flüchtling, Exilant, sieben Jahre ohne Pass, staatenlos.
Erst zu seinem 30. Geburtstag am 8.11.1946 erhält der einen schwedischen Pass und alle Bürgerrechte. Peter Weiss blieb bis zu seinem Tod am 10. Mai 1982 in Schweden.
Peter Weiss 1982 in der Sowjetunion, Foto: unbekannt
Dort lernt er 1952 seine spätere Frau Gunilla Palmstierna-Weiss kennen. Es wird eine 30jährige künstlerische Zusammenarbeit – ein Dialog.
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